Bei einem Portrait über einen Künstler, Sportler, Wirtschaftsführer, Medienstar oder wen auch immer finde ich es wichtig, zu erfahren, wie alt die Person ist. Ob jemand den Nobelpreis oder den Grimme-Preis, die Olympia-Medaille oder die erste Million mit 22 oder 62 erlangt hat, finde ich nicht ganz unwichtig, um diesen Menschen für mich einordnen zu können. Wenn ich nur Qualitätsmedien lesen würde, bräuchte ich mich darüber auch nicht auszulassen – bei BILD, Spiegel, Focus ist das selbstverständlich. Die meisten von uns haben das im Volontariat gelernt.
Die das nicht gelernt haben, arbeiten überwiegend bei der Mediengruppe WAZ. Nicht nur in “normalen” Geschichten, selbst bei Portraits oder sogar Nachrufen fehlt meist die Altersangabe. Vielleicht liegt das daran, dass die WAZ-Gruppe generell zurückhaltend ist mit Zahlen. Und mit zahlen, wenn man die verwöhnten Redakteure fragt.
Heute habe ich mit großem Interesse auf der Internetseite der WAZ-Mediengruppe, “Der Westen”, ein Interview mit Micky Beisenherz gelesen. Er ist als Co-Autor von Jens-Oliver Haas (43), dem Ehemann von Sonja Zietlow (42), für die Moderationen im “Dschungelcamp” (5) zuständig. Und, Anlass für den Artikel, aus dem Ruhrgebiet gebürtig und dort wohnhaft.
Locker-flockig hat Beisenherz den Tagesablauf der Autoren in Australien beschrieben, jeden Satz mit einem kleinen Gag gewürzt. Wenn man quasi selbst “vom Fach” ist, wenn auch in anderem Bereichen aktiv, weiß man, dass das alles so locker nicht ist, kann den Zeitdruck förmlich spüren, unter dem die Gags unter Bezugnahme auf die deutsche Tagesaktualität in Australien aus dem Ärmel geschüttelt werden müssen.
Die hämischen Kommentare dazu unter dem Interview, mal wieder kenntnisfrei und meinungsstark, bin ich nur flüchtig durchgegangen, habe mich dem Info-Kasten mit dem Werdegang von Micky Beisenherz gewidmet. Man will ja wissen, wie er wurde, was er ist. Er ist übrigens 33, hätte ich fast vergessen. Die WAZ dieses Mal nicht. Da sehen Sie mal selbst, wie ärgerlich das ist, einen Artikel so weit lesen zu müssen, um eine Altersangabe serviert zu bekommen. Und 1987 hat er angeblich in Recklinghausen Abitur gemacht. Mit zehn Jahren, soso. Ein echtes Supertalent. Stimmt natürlich nicht. Die WAZ hat sich mal wieder mit den Zahlen vertan.