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Problem Haus

Das Internet-Portal “Der Westen” berichtet heute über ein weiteres Problemhaus in der Dortmunder Nordstadt. Unter der Überschrift “Prostituierte in Dortmunder Nordstadt treffen Freier im Hausflur” ist das Foto einer südländisch anmutenden Dame vor brasilianischer Flagge zu sehen. Autsch. Nein, es ist keine der bulgarischen Prostituierten, wie es der Zusammenhang mit der Überschrift zunächst suggeriert, es ist die betroffene Mieterin Eliana Wrobel. Und so schildert die Redakteurin die Zustände vor Ort:
“Gebrauchte Kondome liegen im Hausflur. Der Strom ist abgestellt. Die Klingel funktioniert nicht. Im Hof stapeln sich Windeln, Plastiktüten, alte Möbel.” Eliana Wrobel wird zitiert, die “selbst mitten im Chaos” lebt. Die Nachbarn würden ihren Müll einfach aus dem Fenster werfen, heißt es.  Weil der Hauswirt die Nebenkosten nicht an die Versorger weitergebe, sei im Haus Nordmarkt 5 der Allgemeinstrom abgestellt worden. Daraufhin hätten die Mieter die Haustür aufgelassen, damit die Post ins Haus kommen konnte. In das Haus der offenen Tür seien dann auch Drogensüchtige und Prostituierte mit ihren Freiern gekommen.

Heute nachmittag hat die Stadt Dortmund in einer Pressemitteilung dazu Stellung genommen. Hier der Wortlaut:
Ordnungsamt und Polizei waren zur Besichtigung vor Ort
Aufgrund der heutigen Berichterstattung über das Wohnhaus in der Nordstraße 5
(Anmerkung der Redaktion: Es muss Nordmarkt 5 heißen, hat die Stadt sichin einer Folgemeldung  korrigiert) haben sich Mitarbeiter der Task Force sofort einen Eindruck über den Zustand des Hauses verschafft, welches bislang nicht auf der Liste der Problemhäuser Dortmunds stand.
Der Zustand dieses Wohnhauses ist – gemessen an anderen Problemhäusern – ordentlich. Die Haustür war verschlossen, die Klingeln und der Türdrücker sind funktionstüchtig und im Hausflur hängen ordentliche Briefkästen. Der Flur und das Treppenhaus waren zwar schmutzig, aber nicht vermüllt. Im Hof lagen einzelne Sperrmüllgegenstände, aber kein Hausmüll, der unter Umständen Ratten anziehen würde. An zwei oder drei Stellen im Flur waren Blutflecken zu sehen. Diese rührten allerdings wahrscheinlich von einem Unfall her. Hinweise auf Drogenkonsum beziehungsweise Drogenhandel konnten die Polizeibeamten nicht feststellen. Auch für die Ausübung der verbotenen Prostitution wurde das Haus offensichtlich nicht in besonderer Weise genutzt, wobei nicht auszuschließen ist, dass sich dort ab und an Prostituierte aufhalten.
Alle getroffenen Feststellungen werden an die zuständigen Fachbereiche zur weiteren Bearbeitung gemeldet. Ein sofortiges ordnungsbehördliches Einschreiten war nicht erforderlich.
Stadt und Polizei waren nach der Begehung derselben Meinung: Verwahrloste Häuser sehen eindeutig anders aus.

Rückfrage bei Herrn Skupsch von der Pressestelle der Stadt Dortmund: “Das Ordnungsamt war heute mit der Polizei in dem Haus und hat es genau so vorgefunden wie in unserer Pressemeldung beschrieben. Sicherlich gibt es dort Mängel, aber von einem verwahrlosten Zustand kann man nicht reden. Ob die in einer Nacht- und Nebelaktion dort aufgeräumt haben, kann ich Ihnen nicht sagen. Die Tür war aber verschlossen, die Kollegen sind durch Klingeln ins Haus gekommen. Also muss Strom da gewesen sein.”

Ja, was denn nun? Nur reißerisch geschrieben, alles übertrieben?  Matze erreicht gegen 18 Uhr  Frau Eliana Wrobel, die betroffene  und zitierte Mieterin. Und die legt richtig los:
“Ich fühle mich in der Nordstadt heimisch und will mich hier nicht vertreiben lassen. Deshalb werde ich kämpfen bis zum Umfallen. Seitdem der Straßenstrich geschlossen ist, tummeln sich Prostituierte und Junkies nicht nur vor dem Haus. Prostituierte bedienen ihre Freier, Junkies setzten sich ihre Spritzen sogar im Hausflur und lassen die blutigen Spritzen und die Kondome dort rumfliegen. Sogar die Wände sind mit Blut beschmiert.  Aufgrund des Artikels war heute die Polizei hier. Die haben gesagt, das sei doch alles nicht so schlimm, ich solle mich nicht so anstellen. Was in dem Artikel stände, sei doch alles gelogen. Die Tür ist zwar repariert, aber wenn die klingeln und jemand aufdrückt, kommen die doch ins Haus. Heute morgen lagen hier wieder Spritzen, Kondome und Blut. Diesen Müll, den wir schon in einen blauen Sack gepackt hatten, habe ich den Beamten gezeigt. Das wäre doch nicht schlimm, das könnte man doch nach und nach entsorgen, haben die gesagt. Während wir gerade telefonieren, geht es schon wieder los: Eine mit Drogen vollgepumpte Prostituierte  läuft vor meinem Fenster auf und ab und spricht alle Männer an.”


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